So sehr verschiedene Welten

Worüber ich immer und immer wieder grinsen muss, weil es einfach sehr skurril ist? In welchen verschiedenen Welten ich so lebe. Quasi ein „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“

Heute war die Tänzerinnen-Welt im Vordergrund. Ich war für einen kleinen Auftritt beim örtlichen Senioren-Nachmittagskaffee gebucht. Nicht gerade glamourös, aber nett und ein gutes Training. Also die Tänzerin- bzw. Auftritts-Skills ausgegraben, die letzten 14 Tage intensiver trainiert und eine Entscheidung getroffen, welches Tanzkostüm es denn sein soll. (Da habe ich mittlerweile echt zu viel Auswahl.) Beim Blick in den Spiegel ein augenfunkelndes „Damn it!“, weil ich durchaus mit Stolz auf meine Dancers Abs gucke.

Noch mehr amüsiere ich mich aber darüber, dass ich meine momentanen Beziehungs-Konstellationen echt niemandem erklären kann, der in konservativen Bahnen denkt…
Zweieinhalb Subs, okay. Mit einem dieser Subs aber durchaus eine Switcher-Beziehung und vor allem eine F+. Ja, das geht alles in einer Person. Früher hätte man so etwas ordinär „Liebhaber“ genannt.
Gleichzeitig hat ja mein Mann seine F+. Damit ergibt sich außerdem eine ménage à trois – denn seine Freundin und ich finden auch Gefallen aneinander, und ja, wir sind sogar zu dritt zusammen im Club unterwegs.
Dort sind dann oft auch wieder spannende Kurzzeit-Begegnungen oder schon länger bestehende Bekanntschaften, die an so einem Abend dann reizvoll sind.
Zwei mental völlig unterschiedliche Subs (mein „halber“ Sub … nunja … manchmal driften Wege auch auseinander), und mit dem einen und seiner eigenen Sub bin ich auch im Dreiergespann unterwegs. Demnächst im Juli sogar auf’m Festival. Auf dem auch mein Mann und seine Freundin sein werden. Und ich werde nicht widerstehen können, wenn die sooo guckt und meint „Haust du mich mal wieder?“
Im Dezember geht es dann zu fünft zum Konzert nach Essen. Mit Übernachtung in einem großen Appartement. DAS wird lustig.

Mir schwirrt jetzt schon der Kopf. Ich muss mir das echt aufmalen – man reiche mir ein Organigramm. Oder einen Whisky.

Dann sind da noch die Dinge, die ich innerhalb der BDSM-Welt im Lauf des letzten Jahres so ausprobiert habe. Dinge, von denen ich vorher vehement behauptet hätte, das wäre nicht meins.

Daneben gibt es auch noch die „anständige“ Welt mit Job und Selbständigkeit. Wobei in der Praxis auch spannende Menschen unterwegs sind, so unter den Patienten. Die Zeit als Trainerin für meine Sportstunden nicht zu vergessen – und meine eigenen ein bis eineinhalb Stunden Training jeden Tag.

Ach ja, meine Kreativ-Welt! Mein heißgeliebtes Näh- und Kreativzimmer, in dem Quilts, Kleidung, Club-Klamöttchen und Tanzoutfits entstehen.*

Wenn ich in die dunkelbunte Anderswelt abgetaucht bin und dann wieder zurück in die „normale“ Welt muss, dauert das immer ein bisschen. Allerdings musste ich mir letztens auch eingestehen, dass es mir in letzter Zeit zu viel war. Ziemlich jedes Wochenende entweder auf einer Clubveranstaltung oder im privaten Bereich – ich kann nicht ständig im Lady-Status sein, das braucht richtig Energie, die zwischendurch auch wieder aufgetankt sein möchte. Das war eine echte Erkenntnis – noch besser war der Schritt, das dann auch auszusprechen.

Und auch hier wieder: Wie privilegiert bin ich eigentlich, das alles so ausleben zu dürfen und zu können? Wie unglaublich ist das, so frei zu sein?

Und falls Sie sich jetzt fragen: „Woher nimmt die Frau bloß die Zeit??“ – Ich weiß es nicht! Für mich haben die Tage definitiv zu wenige Stunden, oder ich müsste mich zwei- bis dreimal klonen. Ab und zu muss ich nämlich auch schlafen. Und was essen. Und so normale lebenspraktische Dinge tun.

* Eine meiner neuen Eigenkreationen, heute beim Auftritt getragen. Sieht in Natura noch viel toller aus als auf dem Schnappschuss.

Eine Antwort zu „So sehr verschiedene Welten”.

  1. Respekt, Frau Dancer. Nicht nur für die Eigenkreation. Auch für die Trägerin!

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